Sonntag, 26. Februar 2012

Die NSDAP eine „Linke“ Partei?

Ein Vorwort, es geht mir hier nicht um eine Relativierung oder Verharmlosung des Nationalsozialismus. Der Artikel beschäftigt sich mit zwei politischen Ideologien, vergleicht diese, sucht die Zusammenhänge und Übereinstimmungen.

Die Diskussion um die ideologische politische Zugehörigkeit der NSDAP wurde nie geführt. Die NSDAP wurde im Laufe der Jahre dem rechten Lager zugeordnet. Die Diskussion, wo hin mit der NSDAP, ist sie eine „Linke“ Partei gewesen, bekam neuen Schwung. Die CDU Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach twitterte ganz unbeschwert: "Die NAZIS waren eine linke Partei. Vergessen? NationalSOZIALISTISCHE deutsche ARBEITERPARTEI." Der Eklat war nun ausgelöst und es entbrannte eine sehr hitzige Diskussion in Deutschland und im Internet. Der Aussage kam etwas verspätet auch in die österreichischen Medien, die Reaktionen waren ähnlich wie in Deutschland.

Wohin mit der NSDAP – nach Links oder Rechts? Ich lebe in Österreich und wir haben ein sehr spezielles Verhältnis zum 2. Weltkrieg und der damaligen Regierungsform. Der Aufstieg von Jörg Haider und der FPÖ machte dieses Verhältnis noch ein bisschen komplizierter. Die NSDAP wurde in der Schule und von den Medien immer als "Rechts" bezeichnet. Die FPÖ wurde als eine "rechte Partei" deklariert und ihr wurde immer eine Nähe zum Nationalsozialismus nachgesagt, was nicht verwunderlich ist. Die Einordnung der NSDAP als "rechte Partei" hat sich sehr stark in den Köpfen der Menschen verwurzelt. Wir sollten auch darüber nachdenken, ob nicht die Einteilung in Rechts und Links veraltet, zu einfach und ersetzt gehört.

Der Sozialismus und Nationalsozialismus haben in einigen Punkten deutliche Übereinstimmungen. Die zwei Ideologien operieren auch mit den gleichen Methoden. Der Klassenkampf der "Linken" wurde im NS zum Rassenkampf, die Bourgeoisie zu Juden, die Proletarier zu Ariern und die klassenlose Gesellschaft zur Volksgemeinschaft. Die Methode die gleiche, es gibt eine Gruppe die an dem Unheil der Welt schuld ist, für die Sozialisten ist es die Bourgeoisie, für die NS die Juden und für die FPÖ sind es die Ausländer. Sind es einfache Lösungen für eine besser Welt, wo die Menschen nicht viel nachdenken brauchen, einmal umgesetzt und es wird alles besser? Die Volksgemeinschaft versprach innere Einheit, ausgleichende Gerechtigkeit, eine Gesellschaft ohne soziale Schranken und noch nie da gewesen Wohlstand für das auserwählte Volk, Voraussetzung war es ein Deutscher zu sein. Die Sozialisten machten die gleichen Versprechen in der klassenlosen Gesellschaft, Voraussetzung war an die Lehrern von Marx und Engels zu glauben. Die Feinde dieser beiden Ideologien wurden nicht gerade sehr tolerant behandelt und Gewalt war ein akzeptables Mittel.

Der Sozialismus wurde, war um 1900 eine immer stärker werdende politische Kraft. Der Staat begann sich zu wandeln und entwickelte sich zum Wohlfahrts- bzw. zum Sozialstaat. Die Steuern wurden bis 1900 überwiegend für das Militär verwendet, nach 1900 fanden sich für die Steuern neue Anwendungsmöglichkeiten, in den staatlichen Sozialprogrammen. Der Sozialismus und seine Derivat waren die vorherrschende politische Ideologie, sie haben viele Menschen beeinflusst, also warum nicht auch die späteren Nationalsozialisten? Die Fakten belegen, dass viele Sozialisten zu braven, treuen Nationalsozialisten wurden. Der Witz aus dem Berlin der 30 Jahre, als ganze kommunistische Kampfformationen geschlossen in die SA übertraten, diese wurden dann "Bulettenstürme" genannt – "außen Braun und innen Rot". Die KPD war alles andere als ein Kaffeerunde, die Kommunisten waren eine sehr eingeschworene Gruppe und sind von der Partei gut geschult und indoktriniert worden. Die Frage stellet sich, warum diese Gruppe so einfach ihrer Ideologie wechselte – "gestern Links und morgen Rechts"?

Der Österreicher Sir Karl Popper war in seiner Jugend Kommunist, er hat die KPÖ nach schweren moralischen bedenken verlassen. Popper beschäftige sich später sehr ausführlich mit dem Kommunismus – Sozialismus. Sir Karl Popper hat es gesehen, er hat es 1918 miterlebt wie und was die Kommunisten alles tun, um für das Kommen des Sozialismus zu kämpfen. Die Analyse ist vernichtend und hier kommen wieder einige Zusammenhänge mit den Nationalsozialismus zum Vorschein. Die Nationalsozialisten, Kommunisten und Sozialisten räumen alle moralischen Barrieren, die sie in der Umsetzung ihrer Ziele hindern, aus dem Weg, so war es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die moralischen Bedenken bei beiden wurden durch geschickte Propaganda verschleiert, mit Heilsversprechen weggewischt und mit Lügen gedeckt. Sie alle waren gleich bei der Wahl der Mittel zur Umsetzung ihrer Ziele.

Die Theorien der Rasse bei den Nationalsozialisten und die Theorie von Marx und Engels bei den Sozialisten wurden in eine Wissenschaft verwandelt. Popper schrieb über den wissenschaftlichen Anspruch des Marxismus: "ganz wie die Sonnenfinsternis mit Hilfe von Newtons Himmelsmechanik vorhersagbar ist". Die Überscheidung ist hier auch eindeutig, wo die Nationalsozialisten mit wissenschaftlichen Mitteln die Überlegenheit der Deutschen bewiesen wollten und auch des tausendjährigen Reiches.

Die demokratische Verfassung der Weimarer Republik war nicht nur durch die Nationalsozialisten gefährdet, es gab in fast jeder politischen Partei verfassungsfeindlich Strömungen. Die Parteien wollten entweder die alten Machtverhältnisse wiederherstellen oder ihrer Utopien des neuen Menschen, einer neuen Gesellschaft verwirklichen. Der neue Mensch war das deutsche Herrenvolk, die Sozialisten träumten ebenfalls davon, etwas anders, sie wollten es für alle, die Nationalsozialisten nur für die Deutschen. Die Ideologien sind sich auch in ihren Utopien ähnlich.

Die Ideologien Nationalsozialismus, Sozialismus, Marxismus und Kommunismus haben noch eine große Übereinstimmung sie sind Feinde der Freiheit, dort wo der Versuch unternommen wurde sie umzusetzen, war es mit der Freiheit schnell vorbei und staatlicher Terrorismus wurde zum Alltag.